Interview mit Ingolf Christian – Der Ofen aus dem H

Dem Keramotechniker und Entwickler Ingolf Christian ist es gelungen über den grossen Graben zwischen Designkamin und Kachelofen eine Brücke zu bauen. Sein Ziel war es, einen gemauerten Heizeinsatz zu entwickeln, der allen modernen Anforderungen gerecht wird.

Sie kommen gerade von der Welser KOK_austria 2017. Wie wurde Ihre Innovation dort angenommen?

Besonders gelobt wurde der schmale Aufbau. Auch das Verarbeiten hochwertiger Komponenten. Und der geringe Setpreis.

Was verstehen sie unter schmal?

3,6 KW Brennraum mit 55 cm Breite. Positive Rückmeldungen gab es auch zur direkten Wärmeleitung aus dem Feuerraum an die Oberfläche. Versuche haben schon nach kurzer Zeit eine deutlich spürbare Oberflächenerwärmung gezeigt, die Wärmeleitfähigkeit der „H-Steine“ ist trotz der integrierten Luftkanäle besser als bei herkömmlichen Steinen.

Was hat sie auf die Idee gebracht einen solchen Stein, ja ein ganzes Brennraumsystem zu entwickeln?

Aus meiner eigenen Erfahrung als Hafnermeister weiss ich um die Schwierigkeiten mit traditionellen Bauweisen am Markt bestehen zu können. Die Konkurrenz durch Billig-Bausätze ist groß, die lange Bauzeit von Einzelfeuerstätten ist vom einstigen Qualitätsmerkmal zum Konflikt geworden. Ein Neues Produkt bringt da Bewegung rein.

Können Sie kurz beschreiben was an diesem Feuerraum so Besonders ist?

Die Idee war es, Hafnern ein hochwertiges Produkt in die Hände zu geben, das einerseits eine Zeiteinsparung von einem halben Tag auf der Baustelle bringen kann, bei dem Reklamationen bezüglich Feuerraum gar nicht erst zu Stande kommen und dass man ein überprüftes Modul erhält, dass die Basisdaten für die Nachberechnung der Züge liefert. Die auf den Holzheizungsmarkt wirkenden Vorschriften werden in diesem System auf engstem Raum erfüllt.

Sie versuchen also den Veränderungen in Auflagen mit Innovation zu entgegnen. Findet das Unterstützung?

Es ist nicht selbstverständlich, dass Berufsgruppen eine so gut aufgestellte Interessensvertretung wie den Kachelofenverband hinter sich haben. Ohne die technische Begleitung der Hafner durch den Kachelofenverband könnte der Kachelofen wegen der Vorschriften sich nicht mehr am Markt positionieren. Die Zusammenarbeit zwischen Verband, Entwickler und Hersteller ermöglicht Innovationen auf einer von der Konkurrenz am Heizungsmarkt bekämpften Holzverbrennungstechnologie.


Zur Steinentwicklung wurden Materialien aus der Feuerfestindustrie gewählt, die Form ist über komplexe geometrische Formspiele ausgetüftelt. Die Grundidee war, dass man dem Hafner zwei Systemsteine in die Hand gibt.
Man kann nicht mehr so frei in der Entwicklung agieren, wie man gerne möchte, die sich wandelnden Europaweiten Vorschriften im Bezug auf Emission von Schadstoffen etc. machen die Abnahmeverfahren individuell geplanter Feuerstellen zur Tortur für Hafner und Kunden.


Der Wunsch vieler Kunden eine grosse Feuertür zu haben, appelliert an unsere Gestalter nicht nur einen schönen Brennraum, sondern auch einen über viele Jahre Mangelfreien Brennraum zu sehen.

Sind Ihre Steine so viel mehr belastbar als herkömmliche?

Ja.

Wie haben sie das getestet?

Magnesium Aluminium Silikate sind eine besondere Feuerfestmischung mit geringer Wärmedehnung. Der Stein kann in unseren keramischen Labors bis zur rotglut erhitzt werden – und das auch mit unregelmässiger Temperaturverteilung – und danach im kalten Wasser schockgekühlt werden, ohne dass es zu Rissbildung kommt. Das Geheimnis hinter dieser Masseentwicklung ist, dass die Steine am Ende genügend Porosität für die Verklebung und genügend Feuerfestigkeit besitzen. Durch die hohe Herstellungstemperatur wird der Stein auch mechanisch höher belastbar.

Worauf sind sie besonders stolz?

Das ist die Entwicklung des Luftführungssystems bei nur 9 cm Gesamtwandstärke kann die Verbrennungsluft nach Vorschrift des Kachelofenverbandes durch die Steine in den Feuerraum.

Wie kommt die Luft in die Steine?

Über einen integrierten Luftkasten, der nach allen vier Seiten Anschlussmöglichkeiten zur Zuluft vom Aussenraum, ein Zentral eingebauter Luftverteiler ermöglicht gleichzeitig die Scheibenspülung und die Versorgung der vier Luftkanäle, die über die Wände den Feuerraum mit Luft versorgen.

Dipl.-Päd. Ingolf Christian
Staatl.gepr. Keramotechniker
Meister im Hafner- und Keramiker Handwerk
Lehrauftrag für Keramik an der Ortweinschule Graz
und an der Pädagogischen Hochschule Graz
Technical Solutions and Consulting

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